Spätestens seit Pandemic Legacy gibt es einen Markt für sogenannte Legacy Spiele, also Spiele bei denen sich das Spielmaterial und meist auch die Regeln im Verlauf der Partien verändern und bei denen oft eine Art Kampagne gespielt hat. Die beiden Spieleautoren Inka und Markus Brand haben mit The Rise of Queensdale ihr eigenes Legacy-Spiel auf den Markt gebracht und zwar eines, was Semi-Kooperativ gespielt wird. Heißt, bei The Rise of Queensdale spielt man sowohl miteinander für ein größeres Ziel, aber auch gegeneinander für einen individuellen Sieg.

Eine Geschichte für zwei bis vier Spieler

The Rise of Queensdale erzählt dabei eine Geschichte rund um das Königreich Queensdale, welche hauptsächlich vor dem ersten Spiel und zwischen den Partien über Storykarten erzählt wird. Die zwei bis vier Spieler übernehmen bei dieser Geschichte die Rolle eines oder einer Adeligen mit eigenen Ländereien im Königreich, dargestellt durch eines der viereckigen Spielplanteile, die zusammengesteckt das gesamte Königreich ergeben, mit dem königlichen Palast als zentralen Ort. Die Hauptgeschichte ist dabei für alle Spieler immer gleich, allerdings ganz es passieren, dass die einzelnen Spielern in unterschiedlichen Epochen also Leveln spielen. Dies ist abhängig davon wer viele viele Partien gewonnen hat. Erreicht man nämlich die Siegpunkte für sein erstes Epochenziel steigt man in der Epoche auf und braucht für das nächste Ziel mehr Siegpunkte als zuvor. Doch der Epochensieg steht ja nicht am Anfang des Spiels, sondern ist der Lohn für eine gut gespielte Partie. Von daher ist es vielleicht interessant zu wissen wie eine Partie groß abläuft.

Zunächst einmal wird der Spielplan vor der ersten Partie zusammengesteckt und alle Spielpläne gleich bestückt. Die Ausgangslage ist somit für alle Spieler gleich. Wichtig dabei zu wissen ist, dass jeder Spielplan zu Beginn über vier Bauplätze verfügt. Diese werden später für neue Gebäude benötigt und neue Gebäude sind ein wichtiger Weg um mehr Aktionsmöglichkeiten zu bekommen und um schneller Siegpunkte generieren zu können.

Lasst das Würfeln beginnen

Mit diesem Wissen kann die eigentliche Partie starten. Da The Rise of Queensdale ein Legacy Spiel ist, gibt es in der ersten Partie nur wenige Grundregeln und das Spiel wird erst von Partie zu Partie komplexer. Eine der Grundmechanismen bleibt dabei allerdings immer gleich. Zu Beginn jeder Runder würfeln alle Spieler gleichzeitig die fünf zu ihrer Farbe gehörenden Würfeln. Diese sind bei Beginn der ersten Partie auch noch bei allen Spielen gleich, was sich aber im Laufe der Partien ändert, da es einige Möglichkeiten gibt seine Würfel umzugestalten und somit die Chancen auf bestimmte Würfelergebnisse zu erhöhen oder sogar um gänzlich neue Aktionen freizuschalten.

Sind die Würfe gefallen, geht jede Runde über maximal fünf Züge der Spieler. Dabei darf jeder Spieler in seinem Zug genau einen Würfel nun dafür einsetzen um Rohstoffe zu erhalten oder um Aktionen durchzuführen. Um Rohstoffe zu erhalten muss der Würfel einen entsprechenden Rohstoff anzeigen und der Würfel auf ein freies Rohstofffeld auf dem Spielplan abgelegt werden.

Um Aktionen durchführen zu können, muss der Würfel ein A zeigen oder man setzt einen Würfel ein, der ein Rohstoff zeigt, muss dann aber den angezeigten Rohstoff zusätzlich bezahlen um den Würfel als Aktionswürfel nutzen können. Der Würfel mit dem eine Aktion durchgeführt werden soll, platziert man auf dem Aktionstableau auf dem Aktionsfeld dessen Aktion man durchführen möchte, wobei es passieren kann, dass für bestimmte Aktionen bereits alle Felder besetzt sind und die entsprechende Aktion nicht mehr durchführbar ist.

Diese Prozedur wird nun solange durchgeführt, bis alle Würfel platziert wurden oder keine Würfel mehr platziert werden können oder keiner mehr einen Würfel platzieren möchte.

Viele Aktionen möglich

Klingt dieser Spielmechanismus zunächst ehe öde, wird schnell klar, dass hier natürlich etwas Glück im Spiel ist, jedes Würfelergebnis aber auch immer taktische Möglichkeiten mit sich bringt. Immer wieder muss man sich die Frage stellen welche Aktion gerade am sinnvollsten ist oder welche Rohstoffe man braucht. Mal macht es Sinn einen neuen Bauplatz zu erschließen, mal macht es Sinn Rohstoffe zu sammeln, damit man die Materialen für den Bau eines neuen Gebäudes zusammen bekommt und mal macht es vielleicht Sinn die Stimmung im Volk hochzutreiben um an bestimmte Boni zu kommen.

Die Aktionen hier im Detail aufzuführen erspare ich mich. Zum einen würde dies den Rahmen der Besprechung sprengen und zum anderen möchte ich nicht spoilern, da es durchaus Aktionen gibt, die nur temporär verwendet werden können.

Die Vielzahl der Aktionen bringt auf jeden Fall eines mit sich. Den einen Weg zum Sieg gibt es nicht. Neue Gebäude, Brot & Spiele für das Volk oder das Erfüllen so mancher im Spielverlauf aufgedeckten Aufgaben sind nur einige Möglichkeiten eine Partie zu gewinnen und dabei ist es sogar so, dass durch die sich veränderten Voraussetzungen im Spiel eine erfolgreiche Taktik angepasst werden muss um auch auch weiter Erfolg zu haben.

Rivalität und Gemeinschaftsgefühl

Mit The Rise of Queensdale haben Inka und Markus Brand ein durchaus gelungenes, wenn auch nicht perfektes Spiel erschaffen. Die Grundregeln sind schnell verstanden, lassen aber schon ohne die später dazu kommenden Regelanpassungen durch die Legacy-Elemente genug Spielraum und taktische Finessen zu, so dass das Spiel von der ersten Partie Spaß macht. Wenn sich in den einzelnen Partien ein Wettstreit um den Sieg geliefert wird und man trotz aller Konkurrenz nicht das große Ziel aus den Augen verlieren darf, dann erzeugt dies am Spieltisch eine interessante Mischung aus Rivalität und Gemeinschaftsgefühl. Man ärgert sich darüber, dass der Mitspieler gerade einem ein Gebäude vor der Nase weggekauft hat und man selber dieses Gebäude nun nur mit Zusatzkosten erwerben kann, doch genauso freut man sich wenn der Mitspieler an der großen Aufgabe mithilft, da man ja selber von den Boni die dabei herausspringen profitiert.

Am Ende nicht perfekt

Bei aller Spielfreude die The Rise of Queensdale mit sich bringt, ist das Spiel am Ende dennoch nicht perfekt. Vor allem die Legacy-Komponenten stellen eine Schwachpunkt des Spiel dar. Die Elemente die ins Spiel kommen sind zwar toll und verändern das Spiel positiv, allerdings ist die Präsentation in der Schachtel eher unglücklich. Wo zum Beispiel bei Pandemic Legacy Season 1 das Legacy-Material schön in Schachteln verpackt ist oder sich die neuen Informationen hinter verschlossen Türen auf Pappbögen verstecken, läuft man bei The Rise of Queensdale Gefahr sich mit jeder Suche nach einem neuen Teil zu spoilern. Alle Sticker sind offen hintereinander in der Schachtel und auch die neuen Gebäude sind auch alle direkt sichtbar.

Der zweite Schwachpunkt sind die Spielbretter der einzelnen Spieler. Die einzelnen sechseckigen Teile liegen zu Spielbeginn gut fest auf dem Plan und mit dem “königlichen Pömpel”, einem Mini-Pömpel lassen sich die Spielteile auch gut lösen, allerdings birgt die Konstruktion der Spielbretter auch ein großes Problem. Das Spiel darf partout nur flach liegend transportiert werden! Dreht man die Schachtel mit den Spielbrettern im Karton fallen die Steine nämlich aus den Brettern und eine Rekonstruktion über den zuletzt aktuellen Aufbaue der Spielbretter ist nur durch eventuelle Fotos des Spiels möglich. Hier hätte man gerne kleine Hüllen für die Bretter beilegen dürfen in denen die Plättchen nicht verrutschen können, wenn man die Spielbretter dort hineingepackt hat.

Spielfreude schlägt die Schwächen in der Ausstattung

Am Ende muss ich die Stärken des Spiels und die Schwächen in der Ausstattung gegeneinander abwägen. Kennt man das Problem mit Schachtel, ist zumindest dies kein Faktor, der den Spielspaß an sich trübt. Anders sieht es bei den Legacy-Komponenten aus. Der Fakt, dass man sich bei der Suche nach den Komponenten die man braucht leicht spoilern kann und dies leider auch unbewusst tut schmälert den Spielspaß zumindest leicht. Zum Glück allerdings nicht so extrem, dass man keine Lust mehr auf das Spiel hat und ehrlicherweise verraten die Spoiler einem auch nur, was an möglichen Komponenten kommen kann, aber nicht wann und wie diese eingesetzt werden. Von daher bleibt festzuhalten, dass The Rise of Queensdale ein Legacy-Spiel ist was Spaß macht. Mag man den Worker Placement Mechanismus, hier mit Würfeln umgesetzt, bekommt man mit The Rise of Queensdale ein Legacy-Spiel, welches viele Stunden Spielspaß bietet und in der Theorie sogar nach Abschluss der Kampagne als Einzelspiel gespielt werden kann.

Fakten

Name: The Rise of Queensdale
Autor: Inka Brand, Markus Brand
Grafik: Fiore GmbH, Michael Menzel
Verlag: alea / Ravensburger
Jahr: 2018
Genre: Worker Placement, Legacy
Spieler: 2 – 4 Spieler
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Alter: ab 12 Jahren

Unsere Wertung:

Gnislew: 3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)

Von Gnislew

Herausgeber von Blogspiele - Die ganze Welt der Spiele. Spiele so ziemlich alles was ich in die Finger bekommen egal ob analog oder digital.

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